Programm 2011 - 2012

Alle Veranstaltungen beginnen um 20 Uhr.
Der Eintritt ist frei. Um eine Spende für die Referenten wird gebeten.

 

Donnerstag, 22. September 2011 um 20 Uhr
Sabine Bobert: Mystik und mentales Coaching

Christliche Mystik hat eine zweitausend Jahre alte Tradition. Sie zielt auf einen ungetrübten Blick auf die Wirklichkeit, der im Alltag durch vieles überlagert ist. Durch alte christliche Meditationstechniken kann ein Mensch autonom im Denken, Fühlen und Wollen werden und sich von biographischen und kulturellen Manipulationen befreien. Die Übungen lassen sich in den Geschäftsalltag integrieren.
Sabine Bobert ist Theologieprofessorin an der Universität Kiel und leitet Meditationsseminare für eine lebendige christliche Gegenwartsmystik. 2009 wurde von ihr das Ausbildungskonzept Mental-Turning-Point mit dem Schwerpunkt Mystagogie ins Leben gerufen. Im Jahr 2010 veröffentlichte sie das Buch: „Jesusgebet und neue Mystik. Grundlagen einer christlichen Mystagogik.“

Donnerstag, 27. Oktober 2011 um 20 Uhr
David Schnell: Ikonen - Respekt vor dem Bild
Die Schätze christlich-orthodoxer Spiritualität
"Du sollst dir kein Bildnis machen!" – Dieses sogenannte "Bilderverbot" aus dem Dekalog begleitet die verschiedenen jüdischen und christlichen Konfessionen auf sehr unterschiedlicher Weise. Von außen betrachtet könnte man annehmen, dass es in der Tradition der orthodoxen Kirchen eine untergeordnete Bedeutung hat. Haben die Bildnisse in Form von Ikonen hier nicht einen, wenn nicht den zentralen Platz in der Frömmigkeit? Werden diese Bildnisse nicht geradezu "angebetet"? Oder ist dies eher ein Vorurteil, das den Kern orthodoxer Spiritualität gar nicht trifft? Können vielmehr auch Christen "westlicher" Tradition Anregungen und Bereicherungen durch den Umgang mit Bildern in der Orthodoxie bekommen? Ein Umgang, der letztendlich doch nicht im Widerspruch zum "Bilderverbot" steht? Diesen Aspekten und Fragen soll an diesem Abend anhand von Bildern/Ikonenbeispielen nachgegangen werden.
David Schnell ist Pfarrer und seit 2007 Inhaber der Ev. Stadtkirchenpfarrstelle "Museumsufer" in Frankfurt am Main. In seiner Arbeit vermittelt er in verschiedenen Kontexten die religiösen Aussagen, Hintergründe und Sinnstiftungen von diversen Kunstwerken, Ausstellungen und Themenreihen der Frankfurter Museen, nicht zuletzt des Frankfurter "Ikonenmuseums", mit dem ihn eine jahrelange intensive Zusammenarbeit verbindet.

Donnerstag, 17. November 2011 um 20 Uhr
Johannes Fischer: Achtsamkeit in Zeiten der Megakrisen
Die Übung der Achtsamkeit spielt bekannterweise im Zen und beim Vipassanaweg eine zentrale Rolle. Zunehmende Bedeutung bekommt sie als Methode und Haltung in der Verhaltenstherapie und im Coaching. Ist Achtsamkeit vor allem nach Innen und auf die eigene Persönlickeitsentwicklung gerichtet? Ist sie unpolitisch? Ich möchte zeigen, dass Achtsamkeit einer Verkürzung unterliegt, wenn sie sich der Herausforderungen unserer Zeit versagt. Wie sieht eine Übung der Achtsamkeit aus, die sich den Megakrisen wie dem Finanzskandal (2009), Fukushima (2011) oder der Klimakatastrophe stellt? Was folgt daraus für unsere Praxis?
Johannes Fischer, Theologe, integrativer Gestalttherapeut und Coach, gibt Zenkurse und Achtsamkeitsseminare.

Donnerstag, 19. Januar 2012 um 20 Uhr
Azar Baghai: Enneagramm und kollektive Identität
Das Enneagramm ist eine alte Lehre für spirituelle Persönlichkeitsentwicklung, die ein Modell mit einer 9-Typen-Landschaft für die Erfassung der menschlichen Psyche anbietet. Anhand dieser Typologie werden einzelne Individuen in ihren wesentlichen Qualitäten und Tendenzen erfasst. Das Modell gibt aber auch Hinweise auf die kollektiven Werte und Vorbehalte, mit denen sich die Angehörigen eines Volkes, eines Sprachraums oder einer Kultur identifizieren. Das Verständnis der Werte, Ideale, Ängste und Verdrängungsmechanismen eines Volkes kann helfen, seine Geschichte sowie seine aktuelle Rolle in der Welt besser zu begreifen.
Azar Baghai, Dipl.-Informatikerin, HP Psychotherapie, Coach und Lerncoach, erforschte das Enneagramm in verschiedenen Jahrestrainings, Fortbildungen und Seminaren. Sie arbeitet als Life Coach in eigener Praxis und als freiberufliche Dozentin für Coaching und gewaltfreie Kommunikation. Zudem leitet sie eine tanztherapeutische Gruppe in Berlin.

Donnerstag, 16. Februar 2012 um 20 Uhr
Ingrid Schröter: Sterbebegleitung und Spiritualität

„Spiritualität“ ist eine angeborene Gabe des Menschen. Zugang und Umgang mit ihr können durchaus verschüttet sein. In kritischen Lebenssituationen, gar mit finaler Perspektive greifen Menschen auf ihre spirituellen Ressourcen zurück. Als Seelsorgerin begebe ich mich mit Menschen in einen Suchprozess hinein, um ihrer je eigenen Spiritualität Ausdruck verleihen zu können. Hierzu benötigen sie so etwas wie die „absichtslose Resonanz“ meiner Begleitung. Häufig geschieht dies unter dem Gesichtspunkt des Lebensüberblickes. Spirituelle Sterbebegleitung verweigert sich der Methode. Sie hat mit dem „Geheimnis“ ihres Gegenübers zu tun. Behutsam eröffnet sie Raum für die Warum-Frage, die Klage, das Aufbegehren, das Aufsteigen innerer Bilder, greift zur Ausdrucksfindung (verbal wie non-verbal) auch auf kulturell und religiös vermittelte Inhalte zurück.
Pfarrerin Ingrid Schröter, geb. 1954, Krankenschwester mit 10 Jahren Berufserfahrung. Seit 20 Jahren Klinikseelsorgerin im Vivantes Klinikum Neukölln mit den Schwerpunkten: Onkologie, Hospizarbeit, Krisenintervention, Psychiatrie. Ausbildung in V. E. Frankls „Logotherapie“. Seit 2 Jahren beauftragt mit der religiösen Aus- und Fortbildung der ErzieherInnen der evangelischen Kitas im Kirchenkreis Neukölln.

Donnerstag, 15. März 2012 um 20 Uhr
Yalda Rebling: Komm in meinen Garten
Schir HaSchirim - das Lied der Lieder - das Hohelied Salomos
Wenn man Licht mit anderen Menschen teilt, wird es nicht weniger. Im Gegenteil, es wird immer heller in der Welt. So ist es mit der Liebe - AHAVAH - wenn man Liebe mit anderen Menschen teilt, dann wird sie immer größer. Liebe erfüllt Zeit und Raum. Liebe ist endlos in Zeit und Raum. Liebe reicht weit über unser irdisches Leben hinaus. Rabbi Akiba sagt: alle Schriften sind heilig, aber das Schir HaSchirim sei hochheilig, das Allerheiligste. Die einen lesen Schir HaSchirim als Liebespoesie aus der Zeit des Zweiten Tempels, andere folgen Rabbi Akiba und lesen es als ein Lied der Liebe zwischen dem Ewigen und uns.
Chasan Jalda Rebling lehrt als jüdische Kantorin in der Tradition der Maggidim, jüdischer Wander-Lehrer. Sie sammelt alte Erfahrungen verknüpft sie, um daraus Neues zu entwickeln. Mit Liedern, Legenden und Geschichten trägt sie jüdisches Wissen in die Welt. Seit über 30 Jahren ist Jalda Rebling eine welterfahrene und international renommierte Spezialistin für Jüdische Musik.


Donnerstag, 26. April 2012 um 20 Uhr
Dietmar Herriger: Shakuhachi - Geblasenes Zen
Das Spiel auf der japanischen Bambusflöte Shakuhachi wird von den Mitgliedern der Fuke-Sekte als wesentlicher Teil ihrer Zenpraxis verstanden.
Der wahre Ton kann nur aus dem ruhigen Atem entstehen.
Wenn der Atem ruhig wird, kann das Herz ruhig werden.
Wenn das Herz ruhig ist, kann der Geist ruhig werden.
Wenn der Geist ruhig ist, kann er leer werden, kann Satori erlangt werden.
"I Ton Jobutsu" -- mit einem Ton Buddha werden -- ist das Bestreben der Shakuhachispieler in der Tradition der Fuke-Sekte.
Dietmar Herriger hat nach seinem Musikstudium Ende der 80er Jahre ein Jahr in Japan gelebt. Im Icchouken-Tempel in Fukuoka hat er bei Iso Genyou Oshou-san das Shakuhachispiel im Stil der Fuke-shu erlernt. Tätig als Instrumentallehrer in Berlin. Diverse Konzerte im In- und Ausland.


Donnerstag, 24. Mai 2012, um 20 Uhr
Dr. Frank Schlegel: Frömmigkeit des Denkens?
Gott und das Heilige bei Martin Heidegger

Martin Heidegger, wohl einer derbedeutendsten Philosophen des 20. Jahrhunderts, hat sich auf seinem Denkweg auf vielfältige Weise mit religiösen Themen auseinandergesetzt. Seine von Nietzsche und Hölderlin inspirierte Diagnose der Gegenwart lautet: Wir leben heute in einer vollends technisierten und deshalb gottlosen Zeit, die eine gänzlich neue Besinnung auf das Heilige und auf Gott nötig macht. So tauchen beim ‚späten' Heidegger viele religiöse Motive auf: die Stille, das Schweigen und die Gelassenheit als Grundhaltung des Denkens. Heideggers sich an der Grenze des Sagbaren bewegendes Denken will einem noch kommenden Gott den Weg ebnen. Nicht nur für Philosophen und christliche Theologen eine (durchaus anregende) Provokation.
Dr. Frank Schlegel ist Ev. Pfarrer und promovierter Philosoph. Veröffentlichungen zu Heidegger und zur Phänomenologie. Er arbeitet an einer "Phänomenologie des Zwischen", die in den Grenzbereichen und Übergangszonen von Kunst/Kultur, Technik und Religion beheimatet ist.