Programm 2007 - 2008

Alle Veranstaltungen beginnen um 20 Uhr.
Der Eintritt ist frei. Um eine Spende für die Referenten wird gebeten.
 

Donnerstag, 27. September 2007 um 20 Uhr
Scheich Abdullah Dornbrach: Gottesgedenken auf dem Weg der Sufis
„Wer sein Selbst kennt, kennt seinen Herrn.“ Mit dieser Aussage, die dem Propheten Mohammed zugeschrieben wird, wird der Weg des Sufi beschrieben: In unserem Selbst finden wir Gott. Allerdings nicht gleich an der Oberfläche unseres Alltagsbewusstseins, sondern in den Tiefen unseres Seins. Wir müssen unser Inneres kennenlernen, reinigen und erforschen, bis wir die Erinnerung an unsere allererste Begegnung mit Gott finden.
Der Zikr, das Gottesgedenken, ist die Übung, um mit dieser tiefen Erfahrung wieder in Verbindung zu kommen. Wir wiederholen die Namen Gottes, wir rufen Ihn und wenn Er will, antwortet Er.
Scheich Abdullah Halis Dornbrach (geb. 1945 in Berlin) ist von Lehrern verschiedener Sufi-Traditionen autorisiert die traditionelle Lehre auf dem Sufiweg weiterzugeben. Er leitet das „Institut für Islamstudien/Sufi-Archiv Deutschland e.V.“ in Trebbus in der Niederlausitz, wo überwiegend in der Tradition des Mevlevi-Ordens gelehrt wird.

Donnerstag, 11. Oktober 2007 um 20 Uhr
Annett Martini: Die Sprachmystik in der mittelalterlichen Kabbala
Ein Grundsatz der jüdischen Mystik lautet: Sprache - insbesondere Hebräisch - transportiert mehr als bloße Informationen. Sprache bedeutet hier schöpferisches Wort Gottes, der den gesamten Kosmos, angefangen von den stofflosen Vernunftswesen bis hin zu unserer Welt, mit Hilfe der Buchstaben des hebräischen Alphabets erschaffen hat. Eine herausragende Rolle spielt dabei der göttliche Name YHWH.
In der mittelalterlichen Sprachmystik wurde dieser Gedanke bei einigen Mystikern zugespitzt: Gott ist nichts außerhalb seines Namens, Gott ist schöpferisches machtvolles Wort, Gott ist Sprache: wer den Namen Gottes kennt, kennt Gott.
Annett Martini: 1970 in Meiningen geboren; 1994-2000 Studium der Judaistik, Religionswissenschaft und Germanistik an der FU Berlin; seit 2005 Wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Judaistik (FU). Arbeit an einer Dissertation (Die frühe Sprachmystik des spanischen Kabbalisten Joseph Gikatillas).

Donnerstag, 1. November 2007 um 20 Uhr
Dr. Thomas Ulrich: Musik und Spiritualität
Der Vortrag stellt zwei Hauptwerke geistlicher Musik des 20. Jahrhunderts vor: das „Stille Stück“ (4’33’’) von John Cage und „Inori“ von Karlheinz Stockhausen (mit Klangbeispielen). Beide haben das Gebet zum Gegenstand. In ihnen zeigen sich zwei unterschiedliche Auffassungen, was Spiritualität sei: mystische Erfahrung oder (in jüdisch/christlich/muslimischer Tradition) personales Denken und Handeln.
Thomas Ulrich, Dr. theol., Pfarrer i. R., übt seit 1980 Vipassana-Meditation, leitet mit seiner Frau das Meditations-Programm an der Philipp-Melanchthon-Kirche in Berlin-Neukölln. Intensive Beschäftigung mit Neuer Musik; 2006 erschien das Buch „Neue Musik aus religiösem Geist“ über Stockhausen und Cage.

Donnerstag, 31. Januar 2008 um 20 Uhr
Dr. Kirstin Faupel-Drevs: Beten lernen und Glauben „be-greifen“ mit den „Perlen des Glaubens“
18 Perlen für Hand und Herz, jede mit eigenem Namen und Bedeutung, um Lebens- und Glaubenswege neu zu bedenken. Die Perlen des Glaubens laden ein, sich heilsam im Alltag zu unterbrechen, Gelassenheit einzuüben und zum einfachen Gebet zu finden. Der schwedische Bischof Martin Lönnebo, der „Vater“ der Perlen des Glaubens, hat die Perlen ein „Trainings-Gerät für die Seele“ genannt. Ähnlich wie die Gebetsperlen anderer Religionen sind sie eine Hilfe, Gottes heilende Gegenwart im Leben zu entdecken und zur eigenen Form von Spiritualität im Alltag zu finden.
Pastorin Dr. Kirstin Faupel-Drevs, geboren 1963 in Lübeck, ist Spiritualin und geistliche Begleiterin am Ansverus-Haus in Aumühle bei Hamburg, einem Ort geistlichen Lebens in der Nordelbischen evangelisch-lutherischen Kirche. Sie hat die „Perlen des Glaubens“ in Skandinavien kennen gelernt und sie in zahlreichen Kursen in Deutschland bekannt gemacht.

Donnerstag, 14. Februar 2008 um 20 Uhr
Michael Vogler: Alexandertechnik - Freiheit durch Innehalten
Alexandertechnik basiert auf der Erkenntnis, dass die Art, wie wir uns halten und verhalten, wie wir denken und empfinden, uns und die Welt sehen, maßgeblich von Gewohnheitsmustern bestimmt wird. Die Alexandertechnik schult die Achtsamkeit für die Selbststeuerung und führt so zu mehr Freiheit auf alte Reize, zunächst nicht und dann neu zu reagieren. Das Lassen von Gewohntem ermöglicht neue Erkenntnisse und Erfahrungen. Die Mittel des Innehaltens, Raum-Gebens und Nicht-Erzwingens werden an einfachen körperlichen Bewegungen geübt und wirken indirekt auch in die anderen Bereichen der Selbststeuerung. Vortrag und praktische Erfahrung für Interessierte.
Michael Vogler, Jahrgang 1964, im Erstberuf Bauingenieur. Übung der Alexandertechnik seit zwölf Jahren, von 2002-2005 Ausbildung zum Lehrer der Alexandertechnik nach international anerkannten Richtlinien. Seither Tätigkeit als selbstständiger Lehrer.

Donnerstag, 13. März 2008 um 20 Uhr
Christian Moest: Bibliolog
Bibliolog ist eine Methode, in einer Gruppe gemeinsam eine biblische Geschichte zu entdecken. Die Teilnehmenden versetzen sich dabei in die biblischen Gestalten hinein. In diesen Rollen füllen sie die „Zwischenräume“ der Texte, das „weiße Feuer“ mit eigenen Ideen und gewinnen dadurch einen lebendigen Zugang zu dem „schwarzen Feuer“ der Buchstaben des Textes. Lebensgeschichte und biblische Geschichte verweben sich dabei miteinander und legen sich gegenseitig aus.
Christian Moest, geb. 1950, seit 1978 Gemeindepfarrer im Wedding und in Spandau. Arbeitsschwerpunkte: Gottesdienst und Trauerbegleitung Ausbildung in Bibliolog 2005 bei Uta Pohl-Patalong in Braunschweig.

Donnerstag, 10. April 2008 um 20 Uhr
Christian Herwartz: Auf nackten Sohlen -Exerzitien auf der Straße
Die Straßenexerzitien wollen eine Gelegenheit bieten Gott mitten im Alltag zu begegnen. Der Dornbusch, in dem Mose während seiner alltäglichen Arbeit Gott in einem Feuer (der Liebe) begegnet ist, das brennt und nicht verbrennt, ist dafür ein Leitbild. Die verdrängten, die als unangenehm oder schwach empfundenen Seiten in uns und in der Gesellschaft können so ins Blickfeld kommen.
Christian Herwartz SJ, geb. 1943 ist Jesuit und war jahrzehntelang Arbeiterpriester. Er lebt in der Naunynstraße in Berlin Kreuzberg in einer offenen Kommunität, begleitet Menschen, die an den Rand gedrängt sind, und gibt Exerzitienkurse. Er ist einer der Initiatoren des interreligiösen Friedensgebets.

Donnerstag, 22. Mai 2008 um 20 Uhr
Klaus Hugler: Der Dichterphilosoph Bruno Wille - ein Mystiker in der Mark
Im Mittelpunkt des Vortrags steht der Zusammenhang von Mystik und Anarchismus, wie er sich dem Schriftsteller Bruno Wille vor einhundert Jahren darstellte. Im Schatten des Naturalismus siedelte sich im Jahre 1890 „hinter der Weltstadt“ in Friedrichshagen, damals noch bei Berlin, ein Kreis von Dichtern und revolutionären Geistern an, die nach einer Synthese von Religion und Politik suchten. Bruno Wille und Wilhelm Bölsche waren die tragenden Säulen des sogenannten Friedrichshagener Dichterkreises, die Volksbühnenbewegung das populärste Mittel in ihrem Kulturkampf.
Klaus Hugler, Jahrgang 1955, Religionspädagoge und Publizist. Veröffentlichungen:  Missbrauchtes Vertrauen – christliche Jugendarbeit unter den Augen der Stasi; Moritz von Egidy: ‚Ich hab’s gewagt’; Erich Mühsam, Sich fügen heißt lügen.